Lächle, bevor du stirbst by Kay Forster

Lächle, bevor du stirbst by Kay Forster

Autor:Kay Forster [Forster, Kay]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2018-10-29T16:00:00+00:00


16.

Bei ihren morgendlichen Recherchen im Internet erfuhr Jazmin, dass die Dearing-Galerie wieder geöffnet hatte. Sofort griff sie zum Hörer und erkundigte sich bei der Sekretärin, ob Derek Martin heute anwesend war.

»Nein, tut mir leid, Miss«, erklärte die sympathische Stimme am anderen Ende der Leitung. »Mr. Martin ist geschäftlich unterwegs und wird erst übermorgen zurückerwartet. Aber Mr. Dearing steht Ihnen gern bei Fragen zur Verfügung. Darf ich vielleicht einen Termin für Sie reservieren?«

Jazmin konnte ihr Glück kaum fassen. Sie würde also Ryan Dearing höchstpersönlich antreffen.

Eine Stunde später stand sie erneut vor dem Eingang der Galerie. Ihr Herz pochte bis zum Hals vor Aufregung, obwohl sie sich auf das Gespräch vorbereitet hatte. Im Geiste war sie immer wieder ihre Fragen durchgegangen, die sie Dearing stellen wollte.

Kaum hatte sie den Innenhof betreten, roch es wieder nach Eileens Parfüm. Der Duft war so intensiv, dass sie ihn sogar an sich selbst wahrnahm. Eine leichte Berührung an der Schulter ließ Jazmin herumfahren. Aber niemand befand sich hinter ihr. Nur die Blätter der Kübelpflanzen bewegten sich im Wind. Erneut hatte sie den Eindruck, dass jemand in der Nähe war, der sie beobachtete. Zuerst glaubte sie, sich alles nur eingebildet zu haben. Doch dann spürte sie irgendwie seine Gegenwart, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte. Jazmins Blick flog vergeblich umher auf der Suche nach ihrem heimlichen Beobachter. War es etwa Hutchins? Oder war Martin zurückgekehrt? Denk an dein Vorhaben, und lass dich nicht wieder verunsichern! Sie atmete tief durch, bevor sie die Kunstgalerie betrat, wo die sanften Klänge eines modernen Klavierstückes sie empfingen.

Sofort bemerkte sie das neue Gemälde in der Eingangshalle. Das Porträt zeigte eine dunkelhaarige, junge Frau in einem feuerroten Biedermeierkleid. Sie hielt in der Hand eine weiße Rose und lächelte wie Mona Lisa. Irgendetwas an der Frau erschien Jazmin seltsam vertraut. Tief in ihren Grübeleien versunken, zuckte Jazmin zusammen, als ein Luftzug ihren Nacken streifte. Sie wirbelte herum – und stand dem gut aussehenden blonden Mann mit den moosgrünen Augen gegenüber.

Nichts in seiner Miene verriet, ob er sie wiedererkannte; er blickte sie nur schweigend an. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. So nah wirkte er noch größer als neulich. Der Geruch exklusiven Rasierwassers drang in ihre Nase: ein angenehmer Duft nach Sandelholz. Jazmin schluckte. Unter seinem durchdringenden Blick wurde ihr heiß. Es kribbelte auf ihrer ganzen Haut. Dann bemerkte sie, dass seine Augen begehrlich funkelten. Jazmins Puls schoss in die Höhe, als sein Blick tiefer glitt und an ihrem Ausschnitt hängen blieb. Unwillkürlich zog sie ihre Jacke vor der Brust zusammen. Sie hatte immer über Frauen gelacht, die in Gegenwart eines attraktiven Mannes weiche Knie bekamen und kein Wort hervorbrachten. Heute konnte sie das gut nachfühlen. Er lächelte sie an. Äußerst charmant!

»Guten Tag«, sagte sie heiser.

»Guten Tag. Kann ich Ihnen weiterhelfen?« Er deutete eine Verbeugung an.

Trotz seiner Frage blieb sie erneut stumm. Was war nur mit ihr los?

»Wenn ich mich vorstellen darf: Ryan Dearing. Mir gehört diese Galerie. Falls Sie eine Führung wünschen oder Fragen haben, bin ich Ihnen gern behilflich.



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